Preiskalkulation: Wir machen uns nackt und zeigen Ihnen alles!

Das Kaffeegeschäft glänzt (wie andere Branchen) seit Jahrzehnten durch Preiskampf und Verschleierung von Einkaufs- und Verkaufspreisen. Dies betrifft alle Mitglieder der Wertschöpfungskette, also vom Kaffeebauern bis hin zum Supermarkt. Diese mangelnde Transparenz öffnet Tür und Tor für dubiose Geschäfte, Geheimniskrämerei, Angst, Intoleranz, stetige Tiefstpreise, verschärfter und teilweise unfairer Wettbewerb etc. Ich bin heute der festen Überzeugung dass Geschäftsmodelle, die keine Transparenz vorsehen, langfristig nicht mehr bestehen können. Warum? Wir leben heute in einer Informationsgesellschaft. Jeder Kunde hat die Möglichkeit sich über das Internet einen Überblick über Preise zu verschaffen. Google ist Dein Freund: Mit ein paar Klicks ist es problemlos möglich, Einkaufspreise von Rohkaffee ausfindig zu machen. Immer mehr Kunden wollen hinter die Fassaden einer Firma sehen und informieren sich über den Hersteller, die Produktion oder den Preis eines Produkts. Das betrifft längst nicht nur Kaffee. Ich tue das selbst. Schliesslich will ich wissen mit wem ich Geschäfte mache oder bei wem ich einkaufe. Firmen, die mir mit Ihrem Produkt und Ihrer Philosophie ein gutes Gefühl vermitteln, schätze ich sehr. Ich kaufe eher dort ein als bei Jemandem, den ich nur schlecht einschätzen kann, die Produkte dürftig beschreibt und kaum etwas von sich bekannt gibt. Gerade im Bereich des Spezialitätenkaffee geht es nicht primär um den Preis sondern um die Echtheit des Produktes und des Herstellers.

 

Je mehr Kunden ich treffe, je mehr Leute mich in der Rösterei besuchen, umso mehr erkenne ich, wie wichtig diese Offenheit ist. Meine Kunden schätzen die Nähe und Ehrlichkeit, die ich gewähre. Ich erzeuge das gute Gefühl bei meinen Kunden durch ein handwerklich hergestelltes erstklassiges Produkt ergänzt mit einer wahren Geschichte des Kaffeebauern. Ich erlaube unseren Kunden alles über uns, den Kaffeeproduzenten und den ganzen Wertschöpfungsprozess zu erfahren. Was immer Sie wissen wollen, ich sage es Ihnen. Kritik nehme ich sehr ernst und Lob geniesse ich ganz besonders. Jede Bestellung erledigen wir in der KAFISCHMITTE bestmöglich und persönlich. Auch nach dem Kauf stehen wir mit Rat und Tat zur Seite.

 

Das reicht aber noch nicht. Jedenfalls nicht so wie ich das will. Vor Jahren haben unsere vorbildlichen Kollegen Quijote Kaffee aus Deutschland eine komplette Kalkulation Ihrer Kaffeepreise veröffentlicht. Damit haben sie eine einzigartige Transparenz geschaffen, die es im Kaffeegeschäft bis dahin nicht gab. Auch heute gibt es meines Wissens keine weiterer Kaffeeröster, der das tut. Aber jetzt ziehen wir nach. Hiermit veröffentlichen wir unsere Preiskalkulation für gerösteten Kaffee:

So, was bedeutet das nun? Die Tabelle zeigt Ihnen wie ich unsere Kaffeeverkaufspreise festlegen muss, um nicht Verlust zu machen. Damit stelle ich sicher, dass es uns auch in 20 Jahren noch gibt. (Danach gehe ich in Pension und lasse mir nur noch die Sonne auf den Bauch scheinen... War nur ein Witz, ist klar, oder? :-)) Wie sie ja wissen, streben wir kein Wachstum an, deshalb beträgt der Gewinn CHF 0.00. Lohn beziehen wir ca. 1'000 Franken pro 20 Stellenprozent. Momentan rechnen wir mit 40 Stellenprozent, wobei ich mehr in der Rösterei bin. Diese 40% decken nur die Produktion ab. Jedoch nicht Buchhaltung, Newsletter schreiben, Weiterbildung, Kundenbetreuung, etc. Es gibt bei uns übrigens keine Lohnungleichheit. Alle verdienen gleich viel. Egal ob Röster oder Chef. :-)

 

Wenn wir also einen Kaffee für 15.27 Franken/Kilo (im Durchschnitt) beim Kaffeebauern einkaufen, dann bezahlen wir ihm rund das 5-fache des heutigen Fairtrade-Minimum-Preises. Diesen Kaffee müssen wir dann für CHF 66.95 Franken/Kilo an unsere Kunden verkaufen, damit wir alle unsere Kosten decken können und am Ende des Jahres nicht Verlust machen. Diese Rechnung ist korrekt, das wissen wir mittlerweile. Die Jahre 2014 und 2015 haben wir jeweils einen kleinen Verlust eingefahren. Im 2016 wird die Rechnung aufgehen oder leicht positiv ausfallen. (Der Abschluss ist in der Mache, wir sind nicht die schnellsten in Sachen Buchhaltung. Wir rösten lieber Kaffee... )

 

Kritiker können nun natürlich sagen: "Aber hallo, 3500 Franken Miete pro Monat ist zuviel für eine Rösterei." Das ist eine gerechtfertigte Meinung. Allerdings kann ich Ihnen sagen, es ist schon schön, wenn ich nicht mehr 60kg-Säcke eine Wendeltreppe hochschleppen muss, da wir nun einen Warenlift zur Verfügung haben. Dass ich mich - dank etwas Fläche - noch frei bewegen kann, auch wenn 5 weitere Personen in der Rösterei stehen, ist sehr befreiend.

 

Wir haben uns ein wenig umgesehen: Unsere geschätzten Kollegen im Spezialitätenkaffeegeschäft in der Schweiz befinden sich im selben Preissegment. Ich achte nie darauf, was unsere Kollegen für Preise ansetzen, da jedes Geschäft unterschiedliche Preisstrukturen festlegt. Aber auch wenn die Preise praktisch identisch sind, gibt es doch einen grossen Unterschied: Dank unserer Transparenz wissen Sie nun, wie unsere Kaffeepreise sich zusammensetzen und vor allem, was der Bauer davon bekommt. Das zeigt, dass wir nichts zu verstecken haben. Darauf bin ich ganz besonders stolz.

Noch ein Vergleich: Der bekannteste Kapselhersteller der Schweiz verlangt für das Kilo Kaffee ab 90 Franken aufwärts. Davon sind wir mit knapp 67 Franken noch weit entfernt...

 

Kommen wir zum Schluss: Wie gesagt, wir leben in einer Informationsgesellschaft. Sie haben nun einen Überblick welche Faktoren unsere Preispolitik bestimmen. Sie dürfen sich fragen: Sind wir in der KAFISCHMITTE geldgierig weil wir höhere Verkaufspreise als unsere grossen Mitbewerber festlegen? Sind wir naiv, weil wir unsere Kostenstruktur preisgeben? Geben wir vor Gutmenschen zu sein indem wir den Kaffeebauern weit mehr bezahlen als üblich? Ich denke nicht. Wir sind vielmehr so wie wir immer waren: Offen, respektvoll und fair.

 

Bitte rechnen Sie noch ein wenig, vergleichen Sie, beurteilen Sie, seien Sie kritisch und teilen Sie uns Ihre ehrliche Meinung mit.

 

Wir sind gespannt darauf.

 

Ganz ehrlich. :-)

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Kommentare: 5
  • #1

    Stettler Marianne (Donnerstag, 29 Juni 2017 16:50)

    Ich finde es toll, dass die Kaffebauern einen guten Lohn erhalten. Und auch die Auflistung aller weiterer Kosten sind für mich nachvollziehbar. Danke für die Transparenz beim Kaffepreis und so zahle ich weiter gerne den etwas "teuren" Preis für einen Superkaffee made in Emmentaler.

  • #2

    Jan Hildebrandt (Donnerstag, 10 August 2017 20:33)

    Tolle Idee, mutig, Hut ab!

  • #3

    Franz Görres (Mittwoch, 06 Dezember 2017 07:57)

    Trinke gerade einen feinen "Sophies Lot" und lese euer Kalkulationsmodell.

    Vielen Dank für die Transparenz. Nun macht es dreifach Spass Kafischmitte-Kaffee zu geniessen - beim Kauf im Fachhandel, beim Trinken und im Nachhinein auch fürs Gewissen an einer guten Sache teilzuhaben.

  • #4

    Boris Lewandowski (Freitag, 12 Juli 2019 14:49)

    Auch in 2019 noch eine gaaaaaanz große Ausnahme in der Schweizer Kaffeebranche: Transparenz.

    Meinem derzeitigen Kenntnisstand nach gibt's nicht mal eine Hand voll transparente Röster.

  • #5

    Matthias Dwidjo (Sonntag, 18 August 2019 02:58)

    Hallo Roger,

    Wir als Kaffeeproduzent aus Indonesien träumen für einen FOB Verkaufspreis von 14,97 usd/kg, wir produzieren Specialty Coffee.

    Wenn wir unseren FOB Preis für ca. 10 USD/kg verkaufen können, werden wir schon sehr glücklich, zudem können wir mit dem 10 usd/kg schon in diversen sozialen Projekte in useren Bevölkerung unterstützen, jedoch haben wir diesen Preis sehr selten erzielt oder eigentlich sogar nie, also 14,97 usd/kg bleibt sicherlich für uns nur ein Traum.

    Gruss

    Matthias Dwidjo
    (Aurelia Da‘Gabo Farmer Association)

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